Eine Krebsdiagnose ist immer ein harter Schlag. Im Jahr 2020 gab es laut Statistischem Bundesamt über 230.000 Todesfälle, für die Krebs ursächlich war. Beinah jeder fünfte Todesfall (19,4 Prozent) wurde durch Lungenkrebs verursacht. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Lungenkrebs eine der am schwierigsten therapierbaren Krebserkrankungen ist. Gegen Chemotherapeutika entwickelt Lungenkrebs häufig eine Widerstandsfähigkeit, sodass diese Behandlungsmöglichkeit nicht immer anwendbar ist. Wenn eine Resistenz jedoch schon in einem frühen Stadium vorhergesagt werden kann, dann gibt es einen hohen Spielraum für individuelle Therapien. Genau an diesem Punkt setzt das neue Förderprojekt ‘IDOL: KI-basierte Diagnostik des Lungenkarzinoms zur Unterstützung personalisierter Therapieentscheidungen‘ an. Mit dabei ist das innBW-Institut NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut der Universität Tübingen in Reutlingen, das Schwarzwald-Baar-Klinikum und die KI-Firma HS Analysis.
Im Zentrum des Vorhabens steht ein neuartiges Bild- und KI-basiertes Nachweisverfahren, das den komplexen biomedizinischen Sachverhalt messbar macht. Sergey Biniaminov vom beteiligten Karlsruher Unternehmen HS Analysis sieht in der KI-gestützten Methodik großes Zukunftspotential. „Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz eröffnet ganz neue Möglichkeiten in der Krebsdiagnostik. Durch die Erfassung und verständliche Auswertung großer und komplexer Datenmengen können Ärzte fundierte Therapieentscheidungen treffen – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur personalisierten Krebstherapie“, so Biniaminov. Als klinischer Partner stellt das Schwarzwald-Baar Klinikum die Tumorgewebeproben zur Verfügung, an denen das Testverfahren geprüft und validiert wird. Der fertige Test wird eine Komplettlösung aus Reagenzien und Analysesoftware sein und sich unkompliziert in bestehende Laborprozesse integrieren lassen. Das Projekt ‘IDOL‘ wird für zwei Jahre mit insgesamt rund 400.000 Euro im ZIM-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Über das NMI:
Das NMI Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut in Reutlingen ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung und betreibt anwendungsorientierte Forschung an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Es verfügt über ein einmaliges, interdisziplinäres Kompetenzspektrum für F&E- sowie Dienstleistungsangebote für regional und international tätige Unternehmen. Dabei richtet sich das Institut gleichermaßen an die Gesundheitswirtschaft sowie Industriebranchen mit werkstofftechnischen und qualitätsorientierten Fragestellungen wie Fahrzeug-, Maschinen- und Werkzeugbau.
Das Forschungsinstitut gliedert sich in drei Geschäftsbereiche, die durch ein gemeinsames Leitbild miteinander verbunden sind: Die Suche nach technischen Lösungen erfolgt stets nach höchsten wissenschaftlichen Standards. Im Geschäftsfeld Pharma und Biotech unterstützt das NMI die Entwicklung neuer Medikamente mit biochemischen, molekular- und zellbiologischen Methoden. Der Bereich Biomedizin und Materialwissenschaften erforscht und entwickelt Zukunftstechnologien wie die personalisierte Medizin und Mikromedizin für neue diagnostische und therapeutische Ansätze. Im Fokus des Dienstleistungsangebotes steht für Kunden die Strukturierung und Funktionalisierung von Werkstoffen und deren Oberflächen. Im Geschäftsfeld Analytik und Elektronenmikroskopie werden analytische Fragestellungen beantwortet. Über die Landesgrenzen hinaus ist das NMI für sein Inkubatorkonzept für Existenzgründer mit bio- und materialwissenschaftlichem Hintergrund bekannt.