Rund 1,2 Milliarden Menschen haben keinen gesicherten Zugang zu einer Wasserquelle. 2025 soll die Zahl auf 2,3 Milliarden steigen. Das innBW-Institut ITV Denkendorf hat sich jetzt die Natur als Vorbild genommen und ein neues Hochleistungstextil entwickelt, das Wasser aus der Luft filtert. „Nebelfänger“, CloudFisher, heißt das neue 3D-Textilflächengebilde. Das Material ist reißfest und dreimal effektiver als bisher genutzte Gewebe. Es konnte in Tests bis zu 66 Liter pro Quadratmeter und Tag aus der Luft gewinnen. Derzeit wird der Nebelfänger in Marokko von der Firma Essedea in Kooperation mit der deutschen WasserStiftung in einem anderthalbjährigen Feldversuch geprüft.
Der Natur gelingt es erfolgreich: Nebeltrinker-Käfer machen sich hohe Luftfeuchtigkeit wie Nebel zunutze, indem sie die Wassertröpfchen durch kleine Strukturen an ihrer Oberfläche abscheiden und rasch zum Mund ableiten. Auch die Kanarenkiefer arbeitet nach einem verwandten Prinzip. An dieser Stelle setzen die ITV-Forscher an: Die dreidimensionalen Strukturen der nebelfangenden Pflanzen und Tiere können besonders gut mit Abstandstextilien nachempfunden werden. Wie ihre biologischen Vorbilder bieten sie eine große Kontaktfläche zum Nebel. Ihre Struktur kann durch Faserdurchmesser, Wabengröße und Maschendichte beeinflusst werden.
Dank ihrer hohen Luftdurchlässigkeit halten die neu entwickelten Textilien Stürmen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 120 Kilometer pro Stunde stand. Auch extrem hohe Sonneneinstrahlung kann diesen Abstandstextilien nichts anhaben. Das ist ein Vorteil gegenüber bisherigen Textilien, die bei böigen Winden und dauerhafter Sonne kaputt gehen. Vor allem in Entwicklungsländern könnte sich das neue Material lohnen, dort ist eine zentrale Wasserversorgung oft technisch und logistisch nicht möglich.
Über das innBW-Institut ITV Denkendorf
Das Institut für Textil- und Verfahrenstechnik Denkendorf (ITV) entwickelt innovative Verfahren und textile Produkte für die Industrie. Über die gesamte textile Produktionskette hinweg – vom Rohstoff bis zum Endprodukt - wird für ein weites Anwendungsfeld themenübergreifend Material- und Produktforschung betrieben. Produktionsnahe Technika, spezialisierte Labors und eigene Produktions- und Prüfverfahren ermöglichen die Lösung komplexer Aufgabenstellungen für die Industrie. Die Forschung, Entwicklung und Dienstleistungen des Institutes sind in sechs Geschäftsfeldern strukturiert. Faser- und Garntechnologien, Flächen- und Strukturtechnologien, Funktionalisierung, Innovative und Intelligente Produkte, Moderner Fabrikbetrieb sowie Prüflabore.