Reifen, Förderbänder und Keilriemen ohne giftiges Formaldehyd herstellen

Hochfeste Fasern aus Polyester, Polyamid oder Aramid sorgen für die nötige Belastbarkeit von Autoreifen, Förderbändern oder Keilriemen. Damit sich die Fasern in dem Materialverbund nicht vom Kautschuk ablösen, kommen Formaldehyd-Chemikalien zum Einsatz, die die Haftfestigkeit erhöhen. Sie sind jedoch toxisch und seit 2014 von der EU als krebserregend eingestuft. Die chemische Industrie und Forschungsinstitute suchen daher fieberhaft nach gesundheitlich unbedenklichen Stoffen. Einen Meilenstein auf diesem Weg erzielten nun die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF): Das innBW-Institut hat ein neues, formaldehydfreies Beschichtungssystem. entwickelt Es basiert auf dem aus Holz gewonnenen Stoff Hydroxymethylfurfural. Im Juni 2022 wurden Dr. Frank Gähr und Susanne Segel für die Neuentwicklung mit dem Techtextil Innovation Award in der Kategorie "Neue Ansätze für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft" ausgezeichnet.

Die an den DITF entwickelten HMF-Dips sind auch aus technischer Sicht vielversprechend: Bei Garnen aus Polyamid 6.6 reicht eine einfache Imprägnierung aus, um die gewünschte Haftverbesserung zu erzielen. Garne aus Polyester oder Aramid bedürfen einer zusätzlichen vorhergehenden Plasmabehandlung oder einer Sol-Gel-Ausrüstung, um die notwendige Haftverbesserung zu erreichen. Das Aufbringen des HMF-Dips ist unter den gleichen Bedingungen und mit derselben Technologie möglich, die auch für die RFL-Dips verwendet wird. An dieser Stelle sind also keine zusätzlichen Investitionen nötig, um den Haftvermittler in der Produktion auszutauschen.

Die bereits aufgezeigten Vorteile sollen ausgebaut werden. Der Ersatz des Resorcins in der Dip-Formulierung ist das nächste Forschungsziel. Denn auch Resorcin hat eine humantoxische Wirkung. In Zusammenarbeit mit Industriepartnern untersucht man derzeit, inwieweit Resorcin durch Lignin ersetzbar ist. Das Besondere an dem verwendeten Lignin ist, dass es aus einjährigen Pflanzen gewonnen wird. Damit ist es, im Gegensatz zum häufig verwendeten Holzlignin, chemisch wesentlich aktiver und bietet mehr Potential für die weitere Verarbeitung zu einem technisch vorteilhaften Haftvermittler.

Über die DITF

Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) sind das größte Textilforschungszentrum in Europa mit mehr als 300 wissenschaftlichen und technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als einzige Textilforschungseinrichtung weltweit decken sie auf einer Fläche von über 25.000 Quadratmetern die gesamte Produktions- und Wertschöpfungskette von Textilien ab. Seit 1921 bearbeiten die DITF alle wichtigen textilen Themenfelder. Die DITF zählen zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet.

www.ditf.de

Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung

Prof. Dr. rer. nat. habil.
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