Nachhaltiger Baumschutz

Seit vielen Jahren kommen in der Forstwirtschaft Wuchshüllen zum Einsatz. Die röhrenförmige Verkleidung schützt junge Baumstämme vor Wildbissen und Konkurrenzvegetation. Die Wachstumshelfer spielen eine wichtige Rolle bei der Aufforstung, bestehen jedoch meist aus Kunststoff oder Metall – werden sie nicht rechtzeitig nach drei bis fünf Jahren händisch entfernt oder verwachsen sie mit den Pflanzen, können sie die Umwelt belasten. Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) haben deshalb eine nachhaltigere Lösung entwickelt: Aus nachwachsenden Baumwollfasern haben Forschende des innBW-Instituts ein festes und biologisch abbaubares Hybridgarn gesponnen. Die Firma Buck GmbH & Co. KG, die das Projekt in Auftrag gegeben hatte, hat das Garn zu einem Gestrick verarbeitet und daraus nun eine Baumhülle gefertigt.

Als nachwachsende Naturfasern wurden zunächst Flachsfasern verwendet. In mehreren aufeinander folgenden Prozessen der Spinnvorbereitung wurden sie mit Polylaktid-Stapelfasern geöffnet, gemischt und zu einem Faserband verarbeitet. Anschließend wurde in Voruntersuchungen eine geeignete Garnstruktur für das biobasierte Hybridgarn ermittelt. Gesucht war ein einfaches, weitverbreitetes Spinnverfahren, das eine schnelle Umsetzung in den industriellen Maßstab gewährleistet. Es wurden Spinnversuche an einer Rotorspinnmaschine, am Flyer, einem dem Ringspinnen vorgelagerten Prozess, und an einem an den DITF entwickelten Umwindespinntester durchgeführt. Schließlich wurde die Vorgarnherstellung mittels Flyer gewählt, da dieses Verfahren ein voluminöses sowie gleichzeitig festes Hybridgarn mit ausreichend flexiblen Einstellparametern erzeugt und zudem bei vielen Spinnereien verbreitet ist.

Aus materialtechnischen und wirtschaftlichen Gründen wurden zur Optimierung des Hybridgarns die Flachsfasern durch Baumwollfasern ersetzt. Die Baumwollfaser ist quer zur Faserlängsachse biegsamer als die Flachsfaser. Dadurch erweist sie sich im Gestrick und in der in der anschließenden Anwendung als Baumhülle flexibler gegenüber von außen wirkenden Kräften wie zum Beispiel Tieren oder Wind. Baumwollfasern sind im Vergleich zu Flachsfasern in Baumwollspinnereien verfügbar, was die Anzahl an potentiellen Lieferanten für das Hybridgarn steigert.

Über das DITF

Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) sind das größte Textilforschungszentrum in Europa mit mehr als 300 wissenschaftlichen und technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als einzige Textilforschungseinrichtung weltweit decken sie auf einer Fläche von über 25.000 Quadratmetern die gesamte Produktions- und Wertschöpfungskette von Textilien ab. Seit 1921 bearbeiten die DITF alle wichtigen textilen Themenfelder. Die DITF zählen zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet.

www.ditf.de

Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung

Prof. Dr. rer. nat. habil.
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