Mit Landesförderung: NMI entwickelt Corona-Antikörpertest

Dringen Coronaviren in den menschlichen Körper, bilden sich Antikörper gegen den Krankheitserreger. Ein kommerzieller Corona-Antikörpertest fällt dann positiv aus. Ob der Patient mit SARS-CoV-2 oder einem anderen Coronavirus infiziert war, bleibt jedoch meist offen. Denn ein positives Testergebnis kommt auch bei Patienten vor, die nie das Virus SARS-CoV-2 hatten. Um das Problem dieser falsch positiven Ergebnisse zu lösen, hat das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg zusammen mit anderen Fördergebern ein Forschungsprojekt am NMI Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen gefördert. Gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) hat das innBW-Institut NMI einen multikomplexen Antikörpertest entwickelt. Nun wurde die Sensitivität und Spezifität des Tests anhand von ausreichend Patientenproben bestätigt. Der MULTICOV-AB-Test ist damit pünktlich zum flächendeckenden Impfstart einsatzbereit. Die wissenschaftliche Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlichte jüngst die eindrucksvollen Ergebnisse der Validierung.  

Um die Performance des NMI-Antikörpertests zu beurteilen, verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Dr. Nicole Schneiderhan-Marra, Leiterin des Bereichs Pharma und Biotech am NMI, die Testergebnisse mit denen kommerzieller Tests. Im Gegensatz zu den Antikörpertests von Roche, Siemens und Euroimmun konnte der MULTICOV-AB alle negativen Proben korrekt identifizieren. Folglich löst der Reutlinger Antikörpertest das Problem falsch positiver Ergebnisse. Neben einer Spezifität von 100 Prozent besticht der Test mit einer Sensitivität von 90 Prozent. Das heißt, dass bei 90 Prozent der PCR-positiven Probanden auch Antikörper nachgewiesen werden konnten. Dr. Schneiderhan-Marra sieht den großen Vorteil des MULTICOV-AB in seinem multiplexen Design: „Während ein Großteil der kommerziellen Tests nur auf das Vorhandensein eines Antikörpers testet, kann der MULTICOV-AB fünf verschiedene Antikörper detektieren. Dies ist wichtig, da das Immunsystem Antikörper gegen verschiedene Erkennungsregionen von SARS-CoV-2 bilden kann.“ 

Bereits seit Juli 2020 findet der MULTICOV-AB Einsatz in der bundesweiten Antiköperstudie mit dem Akronym MuSPAD. Ziel dieses Vorhabens ist es, die Durchseuchung mit SARS-CoV-2 in acht Städten und Landkreisen repräsentativ zu erfassen. Anhand der Studienergebnisse können die Forschenden abschätzen, wieviel Prozent der Bevölkerung bereits Covid-19 hatte und Antikörper gebildet hat. Der MULTICOV-AB-Test kann aufgrund seines erweiterten Antigenpanels außerdem wertvolle Evidenz für künftige Impfstrategien liefern, da es mit diesem Test möglich ist, Antikörper aus einer natürlichen Infektion von denen nach einer Impfung zu unterscheiden.

Die NMI Pressemitteilung zum Thema finden Sie hier.

Über das NMI: 

Das NMI Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung und betreibt anwendungsorientierte Forschung an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Es verfügt über ein einmaliges, interdisziplinäres Kompetenzspektrum für F&E- sowie Dienstleistungsangebote für regional und international tätige Unternehmen. Dabei richtet sich das Institut gleichermaßen an die Gesundheitswirtschaft sowie Industriebranchen mit werkstofftechnischen und qualitätsorientierten Fragestellungen wie Fahrzeug-, Maschinen und Werkzeugbau.

Das Forschungsinstitut gliedert sich in drei Geschäftsbereiche: Im Geschäftsbereich Pharma und Biotech unterstützt das NMI die Entwicklung neuer Medikamente mit biochemischen, molekular- und zellbiologischen Methoden. Der Bereich Biomedizin und Materialwissenschaften erforscht und entwickelt Zukunftstechnologien wie die personalisierte Medizin und Mikromedizin für neue diagnostische und therapeutische Ansätze. Im Fokus des Dienstleistungsangebotes steht für Kunden die Strukturierung und Funktionalisierung von Werkstoffen und deren Oberflächen. Im Geschäftsfeld Analytik und Elektronenmikroskopie werden analytische Fragestellungen beantwortet.

Über die Landesgrenzen hinaus ist das NMI für sein Inkubatorkonzept für Existenzgründer mit bio- und materialwissenschaftlichem Hintergrund bekannt. www.nmi.de

NMI

Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen

Prof. Dr. Katja Schenke-Layland
Markwiesenstraße 55
72770 Reutlingen
Tel.: 07121 51530-0
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www.nmi.de

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