Das Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut (NMI) an der Universität Tübingen intensiviert seine Forschung im Bereich der personalisierten Diagnostik: In einem neuen interdisziplinären Zusammenschluss forscht das innBW-Institut an der frühzeitigen Erkennung oder gar Vorhersage von Krankheiten, die auf eine Störung des Immunsystems zurückgehen, wie Multiple Sklerose oder Parkinson. Ziel des Verbundprojekts unter NMI-Leitung ist, die individuelle Gesundheitsversorgung zu verbessern. In einem zweiten Forschungsprojekt beteiligt sich das NMI an der Entwicklung von Sensorik, die Krankheitsindikatoren, beispielsweise nach einer Organtransplantation, schnell und zuverlässig identifiziert. Mit den Tests sollen sich unter anderem Entzündungsmarker in einer Speichelprobe nachweisen lassen. Das Land Baden-Württemberg unterstützt die beiden Verbundprojekte sowie zwei weitere Vorhaben mit NMI-Beteiligung mit vier Millionen Euro. Mit der Förderzusage soll der Gesundheitsstandort Baden-Württemberg gestärkt werden.
Mit der Erforschung und Etablierung personalisierter Diagnostik, wie sie die außeruniversitäre Forschungseinrichtung NMI in Reutlingen gemeinsam mit ihren Projektpartnern anstrebt, soll die Gesundheitsforschung am Standort Baden-Württemberg innovativ und wettbewerbsfähig bleiben. Wie weit die Möglichkeiten der personalisierten Diagnostik reichen, erklärt Prof. Dr. Katja Schenke-Layland, Direktorin am NMI: „Die personalisierte Medizin hat das Potenzial, die Krankenversorgung zu revolutionieren. Denn das erklärte Ziel ist nicht nur, Krankheiten individuell zu erfassen, sondern auch Krankheitsverläufe vorherzusagen und zuverlässige, patientenspezifische Therapieentscheidungen zu treffen.“
Das dritte vom Land geförderte Vorhaben mit NMI-Beteiligung betrifft Gewebeproben, die täglich tausendfach in deutschen Operationssälen entnommen werden. Das NMI arbeitet mit seinen Forschungspartnern an der softwaregestützten Nachverfolgung der Präparate, um zu verhindern, dass diese verwechselt werden oder verloren gehen. Zudem unterstützt das NMI die Eberhard-Karls-Universität Tübingen beim Aufbau des „Center for Academic Drug Discovery“ (BWCAD2) – einem Modell zur Kooperation zwischen medizinischer Forschung und Wirtschaft. Es soll Grundlagenforscher aus ganz Baden-Württemberg bei einer Ausgründung unterstützen.
Über das NMI:
Das NMI betreibt anwendungsorientierte Forschung an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern erschließt neue Technologien für Unternehmen und öffentliche Forschungsförderer in den Geschäftsfeldern Pharma- und Biotechnologie, Oberflächen- und Werkstofftechnologie sowie Biomedizintechnik. Das Institut mit Sitz in Reutlingen versteht sich als Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft: Es arbeitet eng mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen zusammen und bedient seit vielen Jahren ein großes Spektrum an mittelständischen und großen Unternehmen. Am NMI arbeiten rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gegründet wurde es 1985.