Bei einer Sepsis ist eine spezifische Antibiotika-Behandlung so rasch wie möglich nötig. Bis zum Testergebnis vergehen jedoch wertvolle Tage, in denen nur ein Breitband-Antibiotika verabreicht werden kann. Ein vom innBW-Mitglied Institut für Mikro- und Informationstechnik der Hahn-Schickard-Gesellschaft (HSG-IMIT) entwickeltes neues Minilabor verkürzt diese Zeitspanne jetzt auf nur noch wenige Stunden. Das gestattet einen schnelleren gezielten Antibiotika-Einsatz, reduziert die Breitband-Verabreichung und vermindert die Gefahr der Entwicklung resistenter Stämme deutlich. Auf der Messe analytica in München hat die HSG-IMIT die Neuentwicklung vom 1. bis 4. April erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Sepsis ist eine lebensgefährliche Infektion für Kinder wie für Erwachsene mit weltweit hohen Sterblichkeitsraten. Jedes Jahr gibt es 135.000 Todesfälle in Europa und 215.000 in den Vereinigten Staaten von Amerika. Das tragbare Lab-on-a-Chip-System der HSG-IMIT – ein echtes „Minilabor“ – ist speziell für die Vor-Ort-Analyse direkt beim Patienten ausgelegt: Statt aufwändiger Analyseschritte in verschiedenen Laborgeräten laufen alle Prozesse voll-automatisch per Knopfdruck auf einer Foliendisk ab.
Die Entwicklung erfolgte im EU-Projekt ASCMicroPlat. Forschungspartner waren TheProvost Fellows and Scholars of the College of the Holy and Undivided Trinity of Queen Elizabeth near Dublin, die Schweizer Rohrer AG, die Mobidiag Ltd. aus Finnland und die Chimera Biotec GmbH aus Deutschland.
Das HSG-IMIT entwickelt für die Wirtschaft innovative Produkte und Technologien in den Zukunftsfeldern Mobilität, Umwelt und Ressourcen, Gesundheit und Pflege sowie Information und Kommunikation. Neben Kompetenzen in Engineering und Herstellungsprozessen ist das Institut Spezialist für innovative Mikrofluidiksysteme sowie für Analyse- und Extraktionsverfahren im Bereich Nukleinsäureanalytik, Immunoassays und klinische Chemie. Die Kunden kommen aus der Industrie, vor allem kleine und mittelständische Unternehmen.