Innovationen: Baden-Württemberg belegt EU-weit erneut Platz 1

Baden-Württemberg steht beim EU-weiten Innovationsvergleich zum siebten Mal in Folge an erster Stelle. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Innovationsindex, den das Statistische Landesamt am 16. Dezember 2016 vorgestellt hat. Ein Grund für den Spitzenplatz sind die hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den Unternehmen und die Zusammenarbeit mit den Hochschulen und Forschungsinstituten im Land. Prof. Dr. Hugo Hämmerle vom Forschungsbündnis Innovationsallianz Baden-Württemberg (innBW) warnt jedoch: „Die abnehmende Innovationskraft kleiner und mittlerer Unternehmen macht Sorgen. Hier müssen wir gegensteuern, sonst verlieren wir unsere Spitzenposition.“

Der alle zwei Jahre erstellte Index des Landesamtes zeigt deutlich: Keine andere europäische Region investiert so viel in Forschung und Entwicklung, beschäftigt so viele Menschen in innovativen Wirtschaftszweigen und meldet so viele Patente an. Doch nicht alle Unternehmen sind gleich innovationsfähig. „Die Innovationsausgaben kleiner und mittlerer Unternehmen sind im internationalen Vergleich gering und stagnieren seit 2009“, erklärt innBW-Sprecher Hämmerle. „Zudem geht die Zahl der Existenzgründungen seit einiger Zeit zurück, im Mittelstand gibt es weniger Patentanmeldungen und der Anteil neuer, innovativer Produkte am Umsatz ist zu gering.“
 
Mehr Innovationsschub durch Technologietransfer erzielen

Damit Zukunftstechnologien künftig verstärkt von mittelständischen Unternehmen auf breiter Front im Land entwickelt werden, unterstützen die Institute der innBW insbesondere kleine und mittlere Firmen, Innovationshemmnisse zu überwinden. Der Austausch mit Forschungseinrichtungen, etwa in Form von Verbundprojekten, Auftragsforschung, Firmenausgründungen und Beratungen, soll den Unternehmen zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen.

Um dieses Angebot bekannt zu machen, wurde im vergangenen Jahr eine zentrale Anlaufstelle, die „innBW-Technologietransfer-Initiative“, eingerichtet, die die Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern, den Clustern und Industrieverbänden verbessern soll. Ziel des vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau geförderten Projekts ist die Streuung des Angebots in der Fläche.

Böblingen ist Spitze, Waldshut liegt hinten

Auf dem Innovationsindex erreicht Baden-Württemberg in diesem Jahr 70 von 100 möglichen Punkten (minus 1 im Vergleich zu 2014). Bayern belegt mit 57 Punkten weiterhin Platz zwei (plus 1), Platz drei geht an die Region Île de France rund um Paris mit 55 Punkten (unverändert). Darauf folgen skandinavische Regionen und einige Beneluxländer.

Den Südwesten führen der Landkreis Böblingen, Stuttgart und Heidelberg an. Sie sind 1,8- bis 1,4-mal so innovativ wie der Durchschnitt Baden-Württembergs. Auf den Plätzen danach folgen der Bodenseekreis, der Landkreis Ludwigsburg und Ulm. Hinten liegen der Neckar-Odenwald-Kreis, der Main Tauber-Kreis und der Landkreis Waldshut – sie sind nur halb so innovativ wie der Südwestdurchschnitt.

Großunternehmen investieren viel, Mittelständler weniger

Die hohe Innovationskraft stammt in starkem Maße aus der Region Stuttgart und dem Rhein-Neckar-Kreis. Hier haben führende Unternehmen ihren Hauptsitz oder bedeutende Tochterunternehmen. Man sollte sich daher nicht von den guten Durchschnittszahlen täuschen lassen: „Die Innovationskraft ruht zunehmend auf den Schultern der Großen, die Spitzenstellung vieler Mittelständler droht verloren zu gehen“, mahnt Hämmerle. Innovationen beschränken sich bei vielen Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen meist auf Optimierungsschritte, sogenannte inkrementelle Innovationen. Neue Materialien, neue Geschäftsmodelle, radikal neue Produkte und Verfahren,  Durchbruchsinnovationen genannt, gibt es nur selten.

„Wir müssen mehr in neue Technologien und Geschäftsmodelle investieren und mutiger bei der Suche nach radikalen Innovationen sein“, fordert Hämmerle. „Digitalisierung, Industrie 4.0, Elektromobilität, Leichtbau, Medizintechnik und Energietechnologien sind die großen Themen der Zukunft und bieten neben Risiken auch viele Chancen, die nicht ungenutzt verstreichen dürfen.“

Das Land stellt den Unternehmen eine hervorragende Forschungsinfrastruktur mit Universtäten, Hochschulen und wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen wie die innBW bereit. „Wir fordern gerade die mittelständischen Unternehmen auf, dieses vielfältige Angebot zu nutzen, um wieder zur Spitze aufzuschließen“, appelliert Hämmerle an die mittelständischen Firmen.

Unternehmen auf diesem Weg zu begleiten, ist die Kernaufgabe der innBW. Die Mitglieder des Forschungsbündnisses unterstützen die Unternehmen bei Vorhaben in den Zukunftsfeldern Energie und Umwelt, Gesundheit und Pflege, Nachhaltige Mobilität sowie Information und Kommunikation tatkräftig. Die zusammen 1.200 Mitarbeiter der  innBW-Institute haben im Jahr 2015 fast 4.500 Projekte mit Unter-nehmen umgesetzt. Ein Großteil davon waren mittelständische Firmen.

Index als Gradmesser für die Wettbewerbsfähigkeit

Der Innovationsindex ist ein Indikator für die Innovationskraft einer Region. Innovationen gelten als entscheidende Grundlage für Wachstum und Beschäftigung. In die Berechnung sind sechs Faktoren eingeflossen, unter anderem Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen, Patentanmeldungen, Existenzgründungen und die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hochtechnolo-giebranchen.

Zum Innovationsindex des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg:

www.statistik.baden-wuerttemberg.de/Presse

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