3D-Zellmodell soll Tierversuche vermeiden
Ein 3D-Zellmodell könnte künftig helfen, Medikamente gegen neuronale Erkrankungen zu testen. Tierversuche wären dann nicht mehr nötig. Für dieses ambitionierte Vorhaben erstellt das innBW-Mitglied Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen (NMI) jetzt eine Pilotstudie. Die Studie wird mit 100.000 Pfund Fördergelder der britischen Wissenschaftsorganisation NC3R unterstützt. Die Organisation fördert zusammen mit der Pharmaindustrie die Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen.
Dr. Paolo Cesare, Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Elektrophysiologie am NMI, wird in dem Projekt auch einen Antrag für eine zweite Projektphase mit bis zu einer Million Pfund Fördervolumen ausarbeiten. Projektpartner ist das Unternehmen Axiogenesis AG aus Köln. Industrielle Sponsoren sind die Pharmaunternehmen Abbvie, BASF, GlaxoSmithKline und Sanofi.
Mit Hilfe des 3D-Zellmodells könnten gestörte Mechanismen der Signalverarbeitung bei neuronalen Erkrankungen analysiert oder die Wirkung potenzieller Medikamente auf die Funktion von Nervenzellverbänden getestet werden. „Bisher gibt es kein Zellmodell, das diese Aufgabe erfüllt. Die klassische zweidimensionale Zellkultur spiegelt die Situation im lebenden Organismus zu wenig wider, als dass sie für die Wirkstoffentwicklung und Testung von Substanzen geeignet wäre“, sagt Cesare. „Neue Medikamente müssen daher mit Tierversuchen getestet werden. Dies wollen wir mit dem 3D-Zellmodell ändern. Gleichzeitig erhoffen wir uns von dem Zellmodell neue Erkenntnisse für die Untersuchung neuronaler Erkrankungen.“
Das NMI betreibt anwendungsorientierte Forschung an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern erschließt neue Technologien für Unternehmen und öffentliche Forschungsförderer in den Geschäftsfeldern Pharma- und Biotechnologie, Oberflächen- und Werkstofftechnologie sowie Biomedizintechnik. Das Institut mit Sitz in Reutlingen versteht sich als Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft: Es arbeitet eng mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen zusammen und bedient seit vielen Jahren ein großes Spektrum an mittelständischen und großen Unternehmen. AM NMI arbeiten rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gegründet wurde es 1985.
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